Viele Menschen reduzieren Liebe und Partnerschaft auf erotische Liebe. Welche Formen der Liebe gehören zu einer zufriedenen Partnerschaft noch dazu?

Volker Drewes: Der Mensch mag Kategoriensysteme. Das war schon immer so, denn mit Ein- und Unterteilungen der Welt kann man Angst reduzieren und sich Dinge erklären, die zunächst schwer zu verstehen sind – oder gar für immer im Unklaren bleiben müssen.
So ist es im Grunde auch mit der Liebe. Sie ist eigentlich nicht erklärbar und auch nicht in ein Kategoriensystem zu pressen. Trotzdem sei an dieser Stelle auf die üblichen Verdächtigen hingewiesen. Dies sind meist „Eros“, „Philia“, „Agape“, „Pragma“, „Mania“ und „Ludus“, also die Liebe aus Lust, aus Freundschaft, aus Mitgefühl, aus Berechnung, aus Abhängigkeit und aus Zeitvertreib (meine eigenen, zugegeben etwas verkürzten Interpretationen).
Liebe, Erotik und Sexualität
Wenn schon ein Kategoriensystem, dann gefällt mir aber die Einteilung in „Liebe“, „Eros“ und „Sexualität“ besser, da sie eine Beziehung aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Zunächst brauche ich das Feuer („Eros“), um die Sache anzuheizen, dann das Wasser, um ein Ergebnis zu erzielen („Sexualität“ – Fortpflanzung) und schließlich den Kessel, um das Ganze zusammenzuhalten (das wäre dann die Liebe). Hier sind also alle drei gleichberechtigt. Das ist natürlich dann eine ideale Beziehung! Aber doch durchaus anzustreben …
Zur Ausgangsfrage zurück: wenn nun Partner ihre Beziehung „reduzieren“ auf den erotischen Aspekt, dann kann das vielerlei Gründe haben (wobei beim Fragesteller womöglich die beiden Aspekte Erotik UND Sexualität zusammen gemeint waren).
Liebe für Dauer, Bindung und Verantwortung notwendig
Häufig WOLLEN Paare ja auch keine längerfristige Bindung eingehen. Dann darf die Liebe fehlen.
Manche haben auch nur Sex aus Langeweile oder wegen der schieren Befriedigung.
Auch ok.
Und manche lieben vielleicht einfach das erotische Verführen – haben dann ein paar Mal Sex, und das war’s.
Die Liebe ist also für die Dauer, die Bindung, die Verantwortung zuständig. Und das sind dann schon etwas heißere Eisen. Wenn man dann das Glück hat, zu lieben und zurück geliebt zu werden, dann können natürlich wiederum die anderen beiden Aspekte nach einer Weile in Mitleidenschaft geraten. Deswegen ist es ja auch so wichtig, niemals in einer Partnerschaft nachlässig zu werden, d.h. die Socken oder die Unterwäsche irgendwo herum liegen zu lassen. Das erfordert Disziplin. Und die ist wahrscheinlich am schwierigsten von allen.
Was muss Ihre neue Liebe auf jeden Fall mitbringen, damit Sie sich eine Partnerschaft mit ihm / ihr vorstellen können?
Hier die gehen die Vorstellungen zwischen den Geschlechtern immer auseinander.
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
Quelle: Innofact AG, Statista, Parship. Erhebung: Deutschland; 18-65 Jahre; Singles; 1.000 Befragte*; April 2011. Weitere Informationen: Umfrage zu Vorstellungen der Geschlechter
Über unseren Interviewpartner:
Volker Drewes ist Diplom-Psychologe, betreibt seit fast 20 Jahren die Website beratung-therapie.de und entwickelte den Persönlichkeitstest sowie das Matchingverfahren von elitepartner.de.
Im nächsten Teil lesen Sie eine Antwort auf die Frage:
Sie haben in sechsjähriger Arbeit den Persönlichkeitstest und das Matching-Verfahren von Elitepartner.de entwickelt.
Danke für den tollen Artikel, ein häufiger Fehler ist wirklich die Reduktion der ganzen Geschichte auf die körperlichen Bedürfnisse, das hat selten Bestand. Viel wichtiger finde ich es, sich stets Zeit zu nehmen, auch wenn man mal einen schlechten Tag hat, um trotzdem für den Partner da zu sein und sich die Sorgen anzuhören, dann klappts auch später wieder im Bett! 😉