Welche Rolle spielt das Selbstwertgefühl bei der Sucht, Frau Dr. Kiesling?
Dr. Barbara Kiesling: Das Selbstwertgefühl entscheidet weitgehend über das Schicksal eines Menschen. Derjenige, der sich als wertvoll einschätzt, wird ganz anders auftreten und von vornherein viel Gutes von seiner Umwelt erwarten. Ein Mensch, der sich als Kind nicht wirklich geliebt fühlte, konnte kein ausreichendes Selbstwertgefühl entwickeln. Die damit einhergehende ausgeprägte Selbstwertproblematik bildet die Basis, auf der Suchtkrankheiten entstehen können. Aus psychoanalytischer Sicht stellt die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit einen Selbstheilungsversuch dar. Das lässt sich auch auf alle anderen Formen von Abhängigkeiten übertragen.