Ist Bindungsangst heilbar? Besteht Hoffnung? Oder ist Bindungsangst – ähnlich wie Abhängigkeit – unheilbar und kann nur zum Stillstand gebracht werden? Kontrolliertes Trinken ist für einen alkoholkranken Menschen ja auch unmöglich, verhält es sich mit der Bindungsangst ähnlich? Kann ein bindungsängstlicher Mensch sich überhaupt jemals binden – oder gibt es auch Bindungsängstliche mit unheilbarem Hirnschaden?
Stefanie Stahl: Wenn der Bindungsängstliche motiviert ist, an seinem Problem zu arbeiten, kann man schon eine Menge bewirken. Allerdings haben die größeren Erfolgschancen jene, die auch einen persönlichen Leidensdruck verspüren. Das sind zumeist jene, die auch tatsächlich ihre Ängste als solche fühlen. Diejenigen hingegen, die eher Gleichgültigkeit in Bezug auf ihren Partner und Liebesbeziehungen im Allgemeinen empfinden, weisen weniger Leidensdruck auf und sind auch therapeutisch schwerer zu erreichen. Die Bindungsängstlichen vom gleichgültigen Typus haben allgemein wenig Zugang zu ihren Gefühlen. Ihre emotionale Amplitude ist flach. Dies erschwert die therapeutische Veränderung. Allerdings kann man auch bei ihnen noch einiges bewirken.
Lesen Sie im nächsten Teil, der am Montag erscheint:
„Kann das Hormon Oxytocin gegen Bindungsangst helfen?“